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Vier Tage war der Rathauschor Saarlouis in Thüringen unterwegs. Die traditionelle Jahresfahrt war in diesem Jahr erstmals von Harald Amann organisiert und betreut worden: eine gelungene Premiere, wie ihm allseits bestätigt wurde. Den Sängern und ihren Lebensgefährtinnen hatten sich diesmal auch mehrere Gäste angeschlossen.

An zwei Tagen begleitete der einheimische Gästeführer Heinrich Fleischhauer die Reisegruppe vom Hotel Werrapark in Heubach aus kreuz und quer durch den Thüringer Wald. Die Route führte durch kleinen Dörfer in den Bergtälern und über die waldreichen Höhen des Rennsteigs Kenntnisreich und mit viel Humor informierte der Gästeführer unterwegs über Land und Leute; dabei ging er auch auf die alten Bräuche dieser Gegend ein. Er erläuterte die wirtschaftliche Situation vor und nach der Wende und schilderte aus kritischer Perspektive die tief greifenden Beschränkungen, denen die Bevölkerung seinerzeit hier im Grenzgebiet zwischen DDR und BRD ausgesetzt war.

Die Greiner Glasmanufaktur in Neuhaus am Rennweg bot in einer Live-Vorführung Einblick in die Kunst des Glasblasens, die in dieser Region auf eine lange Tradition zurückblickt. Das reichhaltige Sortiment in den Regalen der Manufaktur animierte viele zum Kauf.

Im Wintersportzentrum Oberhof wurden die Bobbahn und die beiden Sprungschanzen aus verschiedenen Blickwinkeln vorgestellt, sodass deren atemberaubenden Dimensionen sichtbar wurden.

Am Straßenrand vor Saalfeld erinnerten zwei Denkmäler an jenes Vorhutgefecht, in dem der legendäre Hohenzollernprinz Louis Ferdinand 1806 am Vortag der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt fiel. Bei den Gästen fanden sie besonderes Interesse, denn auch Carl Ferdinand von Langen, der erste preußische Festungskommandant von Saarlouis, hatte an diesem Gefecht teilgenommen und war dort in Kriegsgefangenschaft geraten. Seine Tochter Ernestine heiratete dreißig Jahre später den Grafen Louis von Wildenbruch, den unehelichen Sohn dieses Preußenprinzen.

In Saalfeld stieg die Gruppe in die Feengrotte ein. In einer weiträumigen Tropfsteinhöhle erschloss sich ihr dort in vielen Farben eine Märchenwelt. In das Farbenspiel mischte sich stimmungsvoll Musik mit Motiven aus der Wagner-Oper Tannhäuser. Dem Gesang des Rathauschores bot die Feengrotte eine zauberhafte Kulisse und eine wunderbare Akustik. Über Tag brachten die Sänger hernach der sympathischen Gästeführerin noch ein Ständchen als Dankeschön für ihre kompetente Begleitung unter Tage.

In der Landeshauptstadt Erfurt sang der Rathauschor nach einem geführten Stadtrundgang im gotischen Altarraum des Domes geistliche Lieder. Dirigiert wurde er – wie auch an allen anderen Tagen – von Vizechorleiter Heinz Gindorf. Nach dem Auftritt blieb allen noch reichlich Zeit für einen individuellen Stadtbummel. Einige folgten zunächst dem Gästeführer in die benachbarte frühgotische Severikirche mit ihrem sehenswerten Severussarkophag.

An allen Tagen folgte man den Spuren von Johann Sebastian Bach und besuchte Städte und Stätten, in denen dieser gelebt und gewirkt hatte – eine Hommage an den genialen Komponisten. Erste Station war bereits auf der Hinreise dessen Geburtsstadt Eisenach, in der er die ersten elf Lebensjahre verbrachte. In der Georgenkirche wurde er getauft; hier sang er – wie 200 Jahr vor ihm Martin Luther – in der Kurrende. Den Aufenthalt in Eisenach verbanden die meisten nachmittags mit einem Abstecher auf die Wartburg, die aufgrund ihrer Geschichte allgemein als deutsches Nationaldenkmal angesehen wird.

In Arnstadt sang der Rathauschor in der Johann-Sebastian-Bach-Kirche. Deren berühmte Wender-Orgel hatte Bach bei der Abnahme am 13. Juli 1703 geprüft. Die Arnstädter Honoratioren waren damals von seinen Improvisationen so beeindruckt, dass sie ihn sofort ohne weiteres Probenspiel als Kantor einstellten. Ungewöhnlich ist das Bach-Denkmal auf dem Marktplatz, das ihn ohne Allongeperücke als jungen Mann zeigt, der sich lässig an die Orgelbank lehnt.

Die Rückreise erfolgte über Weimar, wo Johann-Sebastian-Bach von 1701 bis 1717 als Hoforganist und Cammermusicus wirkte. Hier saß er auch wegen seiner halßstarrigen Bezeugung und zu erzwingender Dimission einige Wochen hinter Gittern. An ihn erinnert eine bescheidene Büste auf dem Platz der Republik.

Auf der vormittäglichen Stadtführung lernte die Gruppe ausgewählte Sehenswürdigkeiten Weimars kennen. Vor dem Nationaltheater überraschte, dass sich der Komponist Franz Liszt auf dem Denkmalsockel den beiden Dichterfreunden Goethe und Schiller hinzugesellt hat. Nur bis zum Jahresende, versicherte die Gästeführerin. Vor der Rückreise gaben einige Teilnehmer noch Friedrich Schiller im Schillerhaus die Ehre. Der Dichter wäre im November 250 Jahre alt geworden.

Text: Hans Jörg Schu

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